Für uns ein großes Projekt, welches schon lange in der Planung und Vorbereitung war. Die alte 12 Register Orgel konnte den Raum noch nie vernünftig füllen. Auf 4´ Basis und mit drei Klangkronen plus einer hohen Quinte, aber dafür ohne eine Zunge; das ist nicht der Traum in schlaflosen Nächte irgendeines Kirchenmusikers.
Dazu kam noch, dass es keine Augenweide war:
Als klar war, dass an diesem Instrument dringende Arbeiten nötig wurden, überlegten alle Beteiligten auch, Erweiterungen und/oder Umdisponierungen vorzunehmen. Kein Gedankenspiel führte aber zu einem vernünftigen Ergebnis in Hinsicht auf Kosten und Nutzen.
So kam es zu der Idee, eine solide gebrauchte Orgel zu nehmen und sie den Bedürfnissen anzupassen. Neben der unbefriedigenden Disposition, war auch die Aufstellung der alten Orgel ein Problem, denn Chorleitung war kaum möglich, ohne vorher einen Orthopädentermin gemacht zu haben. Der Wünsche waren also von allen Seiten klar formuliert:
Ein gebrauchtes Instrument in guter Qualität fand sich in der Seifert Orgel (16/II/P) der Klosterkirche der Cellitinnen an der Severinstraße in Köln.
Es wurde ein Konzept erstellt, bei dem – mit den beiden Schleifladen mit je sechs Registern zu 56 Tönen und den vier Einzeltonkegelladen mit je 30 Tönen für das Pedal – es zu einer für uns heute sinnvoll erscheinenden Disposition kommen kann. Der Prozess bis die endgültige Disposition entstand, ging bis in die späte Bauphase hinein. Einfach, weil das Projekt von vielen freudigen Spendern begleitet wurde.
Da wir als ortsansässiger Orgelbaubetrieb der Meinung waren, dass es ruhig ein bisschen mehr sein darf, kam ein Violon 16´ aus dem Jahre 1870 mit ins Konzept. Dieser lag schon seit einiger Zeit im Pfeifenlager unserer Werkstatt. Beim Vergleich der Mensuren fiel auf, dass die offenen Pfeifen der vorhandenen Gambe 8´ eine sehr ähnliche Mensur haben. Also machten wir aus den beiden Streichern eine Reihe. Die tiefe Lage der Gambe 8´ entfiel, weil sie als Quintade gebaut war. Die 24 tiefen Töne des Violon (aus Holz) bekamen dann die Metallpfeifen als Anschluss. Auf einer Einzeltonlade im Schwellwerk stehend kann diese Reihe in beiden Manualen und im Pedal genutzt werden. Als im Pfeifenlager dann noch eine hohe Oktave eines 4´ Streichers auftauchte, bauten wir einfach noch 12 Töne an die Lade an und nun steht eine Streicherreihe zu 16´/8´/4´ im Schwellwerk zur Verfügung.
Weil der Kirchenvorstand uns mit viel Vertrauensvorschuss bedacht hat und auf viele Spender hoffe, wurden auch gleich alle optional angebotenen Stimmen beauftragt: Eine durchschlagende Klarinette (Bauart nach Aeolian), ein Fagott 16´ mit Holzbechern ab G in voller Länge und einer Trompete 8´ (von Killinger Pfeifen aus Freiberg am Neckar). Die Trompete steht ebenfalls auf einer Einzeltonlade und ist unabhängig von einander im Hauptwerk und im Pedal spielbar.
Ergänzt wurde die Disposition der Klosterorgel noch durch eine gebrauchte Oboe 8´, eine Vox coel. und ganz zum Schluss (im wahrsten Sinne des Wortes) noch durch eine Harmonieflöte.
Das Carillon als Schlagwerk (auf allen drei Ebenen nutzbar) darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, zumal es auch durch eine Einzelspende finanziert wurde.
Kurzzeitig wurde die Stimmung etwas gedrückt, als die Denkmalbehörde erklärte, dass sie die Nutzung des Prospektes der Klosterorgel nicht unterstützen würden. Es solle ein neogotischer Prospekt, passend zum Raum, der sich geschlossen neogotisch präsentiert, vor das Werk gebaut werden. Wo sollten wir einen neogotischen Prospekt hernehmen, zumal das ja einiges an Mehrkosten bedeutete? Nach einigem hin & her, fanden wir eine Orgel bei einem Kollegen in den Niederlanden. Sie stammte aus Norwegen und wurde 1890 von der Fa. Laukhuff gebaut. Der Prospekt passte so genau in den Bogen vor dem Turmraum der Geyener Kirche, dass insgesamt nicht lange überlegt werden musste. Die Prospektpfeifen wurden bei der Fa. Killinger aufpoliert und sehen nun aus wie neu. Auch sie sind von extrem guter Qualität.
Das aus den 1950er Jahren stammende Instrument (vermutlich von Weyland, das lies sich aber nicht zweifelsfrei feststellen) musste umfangreich überarbeitet werden.
Neben der normalen Reinigung, waren auch Arbeiten für die Erstellung der Elektrosicherheit, die Überarbeitung des Spieltischs, neue Balgbelederungen, Austausch der Schwellersteuerung & Schleifenzugmagnete sowie intensive Intonationsarbeiten gefragt.
Die Schumacher Orgel musste dringend überarbeitet werden, denn neben der üblichen Verschmutzung hatte das Instrument noch einige andere Probleme.
So mussten wir die tiefen sechs Prospektpfeifen austauschen, da die Alten in sich zusammengesackt sind und damit nicht mehr klangen; eine Reparatur war an dieser Stelle nicht mehr möglich. Teile der Windanlage wurde von uns umgebaut um mehr Stabilität in den Windfluss zu bekommen.
Das Kirchengebäude an der Theobaldstr. in Trier ist komplett saniert und umgebaut worden. In die Planung floss die Überlegung ein, die Simon Orgel (11/II/P) aus der nicht mehr selbst genutzten Kirche in Bochum-Wattenscheid dort hin zu versetzen. Da noch ein Register vakant war, sollte in diesem Zuge auch gleich noch eine Oboe 8´ hinzugefügt werden.
Ein sehr ungewöhnlicher Fall: Die Becker Orgel aus dem Jahre 1960 (10/II/P) stammt ursprünglich aus der ev. Kirche zu Rösrath-Kleineichen und wurde 2012 von einem Orgelbauunternehmen nach Neuss versetzt ohne (!) klanglich an den Raum angepasst zu werden. Daher war das Instrument viel zu laut und eher ungeliebt. Nun wurde an uns die Frage herangetragen, was man ändern könne.
Neben der ebenfalls ausgelassenen Reinigung führten wir eine komplette Nach- bzw. Umintonation durch. Nun passt die Orgel auch klanglich in den Raum und man muss sich nicht mehr den Platz suchen, der am weitesten weg ist.
Ein vom „Bund Deutscher Orgelbaumeister“ organisierter Kurs in den Räumen der Fa. Killinger-Pfeifen, Freiberg am Neckar.
Reiner Jahnke und Christoph Ulmer führten durch diesen zweitägigen Kurs.